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Bericht in der SZ, erschienen am 06.03.2008



In Kirschhof plätschert's wieder

Dorfgemeinschaft ging mit viel Eigeninitiative ans Werk und reparierte Brunnen

Zwei Jahre lang lag der Dorfbrunnen im Eiweiler Ortsteil Kirschhof trocken. Die von der Gemeinde vorgeschlagene Sanierung hätte über 9000 Euro gekostet. Jetzt hat die Dorfgemeinschaft Kirschhof in Eigenregie dafür gesorgt, dass der Brunnen wieder Wasser führt.

Von SZ-Mitarbeiter
Fredy Dittgen

Eiweiler. Wie in fast jedem Dörfchen so gab es früher auch im Eiweiler Ortsteil Kirschof einen Brunnen, der als Viehtränke genutzt wurde. Anfang der 1960er Jahre jedoch fiel dieser Brunnen einer Kanalbaumaßnahme zum Opfer. Erst 1986 wurde an seiner Stelle auf Antrag der Dorfgemeinschaft ein neuer Brunnen durch die Gemeinde Heusweiler erbaut. Die Baukosten betrugen etwa 10000 Euro, 5000 Euro stellte die Dorfgemeinschaft zur Verfügung.
Gut 20 Jahre war dieser neue Brunnen ein attraktiver Ortsmittelpunkt, an dem Hexennacht gefeiert und der Maibaum gesetzt wurde. Im Winter verkaufte die Dorfgemeinschaft am Brunnen Tannenbäume, im Sommer spielten dort die Kinder, während sich die Erwachsenen und die vielen Spaziergänger ausruhten und ein Schwätzchen hielten. Doch vor etwa zwei Jahren versiegte plötzlich das Wasser, das der Brunnen über Rohrleitungen aus einer Brunnenstube in der Graulheck bezog. Die Gemeinde schlug eine aufwendige Sanierung vor: Weil keine Tiefenbohrung möglich war, sollte der Brunnen ans Trinkwassernetz der Gemeinde angeschlossen werden. 9255 Euro sollte das kosten. „Da haben wir uns mit der Dorfgemeinschaft Kirschhof überlegt, das anders zu machen“, erzählt Uwe Müller, der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft. Zuerst wurden die Verbundsteine am Brunnen entfernt und „Ursachenforschung“ betrieben, warum kein Wasser mehr kam. „Wir stellten fest, dass ein Schieber zu war. Da haben wir ihn ausgebaut und durch einen neuen ersetzt“, erzählt Müller. Dann wurde der Brunnen „zurückgespült“, das heißt, die Leitungen wurden mit hohem Wasserdruck gereinigt. „Tatsächlich führte der Brunnen sofort wieder etwas Wasser, aber noch nicht genug. Da haben wir uns an die Leitungen rangemacht. Doch weil es keine Baupläne vom Brunnen gab, mussten wir auf gut Glück in der Graulheck baggern.“
Vorstandsmitglied Andreas Crncic stellte seinen Bagger zur Verfügung und grub auch schon bald das Leitungssystem frei. Müller, Crncic, Harald Himbert, Hermann Penth, Ortwin Färber, Karl-Heinz Etschenberg und Hermann Kerber erneuerten die Anschluss-Stücke und setzten auch eine Muffe zur Ableitung an das Rohrsystem des ehemaligen Brunnens in der Winterscheidstraße. Und siehe da: Der Kirschhofer Dorfbrunnen lief wieder. „Mal schwächer, mal stärker, aber Hauptsache er läuft“, so Uwe Müller. Lediglich 287 Euro Materialkosten hat die Dorfgemeinschaft investiert, dafür aber jede Menge Arbeitsstunden. „Unterm Strich steht: Unser Brunnen hat wieder Wasser, er ist wieder ein Anziehungspunkt für nah und fern und die Gemeinde hat 9000 Euro gespart“, stellt Müller fest.

Hut ab vor den Brunnenbauern

Von SZ-Redakteur
Marco Reuther

Hut ab. Und zwar einen ganz dicken, großen Hut: Die Kirschhofer brachten ihren Brunnen durch eigener Hände Arbeit wieder zum Sprudeln und sparten Heusweiler so 9000 Euro. Da drängt sich eine Abwandlung eines Kennedy-Spruchs als Motto für das Kirschhofer Handel auf: Fragt nicht, was eure Gemeinde für euch tun kann, sondern fragt, was ihr für euer Dorf tun könnt.
Nebenbei wirft die Kirschhofer Leistung aber auch eine Frage auf: Könnte die öffentliche Hand und damit der Steuerzahler (und das nicht nur in Heusweiler) nicht so manches Projekt preiswerter auf die Beine stellen? Oder zahlt sie gar überteuerte Preise für Leistungen? Der Unterschied zwischen tatsächlichen Kosten und den veranschlagten Kosten von genau 8968 Euro (fast 97 Prozent) lässt sich wohl kaum allein durch hohe Arbeitskosten erklären.

Bildunterschrift

Die Dorfgemeinschaft Kirschhof hat den Brunnen in Stand gesetzt, jetzt fließt das Wasser wieder. Links: Uwe Müller, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft. Foto: Andreas Engel